Die Siedlung Palkonya, die ursprünglich zu dem Gut Kernend gehörte, wird erstmals 1296 urkundlich erwähnt. Nach der Schlacht bei Mohäcs im Jahre 1526 geriet dieser Teil Ungarns unter türkische Herrschaft. 1687, als das türkische Heer bei Nagyharsäny eine vernichtende Niederlage erlitt und dieser Landstrich von der türkischen Besetzung endgültig befreit wurde, lebten in Palkonya in 8 Häusern 20 Einwohner. Die Bewohner beschäftigten sich mit Landwirtschaft und Weinanbau. Während der Türkenkriege kam ein Teil der Bevölkerung durch die Folgen der Feldzüge um, ein anderer Teil flüchtete oder wurde verschleppt.
Für den Wiederaufbau der Region wurden im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts deutsche, serbische und kroatische Familien angesiedelt. Die ersten deutschen Kolonisten in unserer Region wurden in den 20-er Jahren des 18. Jahrhunderts angesiedelt, jedoch findet sich der erste Eintrag eines deutschen Bauers erst 1745 in der Matrikel der in diesem Jahr gegründeten Pfarrei von Üjpetre/Razpeter. Im Komitatsgrundbuch dieser Zeit ist es zu entnehmen, dass in Palkonya damals 20 deutsche, eine ungarische und zwei serbische Familien wohnten, deren Kinder von Lehrer Valentin Metzing unterrichtet wurden. Obwohl die Gemeinde über zwei Jahrhunderte ausschließlich von Deutschen bewohnt wurde, bekannten sich bei den Volkszählungen 1880-1910 sieben bis 34 Personen, 1920 schon 149 Personen zur magyarischen Nationalität. Als Folge des Krieges und der Vertreibung mussten sehr viele deutsche Familien am Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Heimat in Richtung Deutschland und Österreich verlassen. In die leeren Häuser der Deutschen zogen ungarische Familien ein.
Heutzutage leben in Palkonya Magyaren und Deutsche, durch die gemeinsame Arbeit und Sorgen verbunden, friedlich miteinander. Die Interessen der deutschen Minderheit (35% der Einwohner) werden von der deutschen Minderheitenselbstverwaltung seit 2003 vertreten. Die Familien des Dorfes beschäftigen sich meist mit Weinbau und Ackerbau, aber viele pendeln auch jeden Tag nach Pecs zur Arbeit. Im Dorf leben inzwischen neun Künstlerfamilien und die Zahl der aus dem Ausland zugezogenen Familien wächst weiter. Touristen, welche die Weinstraße „Villäny-Siklös” besuchen, können bei den Familien des Dorfes übernachten und bei den Winzern eine Weinprobe genießen. Weitere Informationen finden Sie unter www.palkonya.hu.
Das Dorfbild bewahrt treu die Baukultur der im Laufe des 18. Jahrhunderts hier angesiedelten deutschen Winzer. Das aus 53 Kellern bestehende und landesweit bekannte Kellerdorf steht unter Denkmalschutz. Die Keller wurden ab Anfang des 19. Jahrhunderts, in der Blütezeit der Weinkultur gebaut. Der Gemeinderat stellte 1992 die mehr als 52 Häuser, welche die traditionelle deutsche Baukultur repräsentieren, unter örtlichen Schutz. Die Initiative zur Bewahrung des historischen Dorfbildes veranlasste die Einwohner zur Restaurierung ihrer Häuser und brachte sehenswerte Ergebnisse – das geordnete Straßenbild und die gepflegten Traditionen stärken die Anziehungskraft der Landschaft und erhöhen außerdem den Marktwert der Immobilien.
Anfang des 19. Jahrhunderts ließ der Gutsherr Johann Batthyany im klassizistischen Stil diese einzigartige römisch-katholische Kirche bauen, die im Jahre 1816 von Anton Juranics (Kanoniker) aus Pecs zur Ehre der heiligen Elisabeth eingeweiht wurde. Über dem Hauptaltar hängt ein großes Gemälde, das die heilige Elisabeth darstellt, wie sie den Armen Almosen gibt. Die schöne runde, mit Blech bedeckte Kuppel (früher rot – dann grau – und jetzt wieder rot) sieht man schon von weitem. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
Im Dorf wurde die Pflege der eigenen Kultur immer für wichtig erachtet, und das kulturelle Leben und der Weinbau sind eng miteinander verbunden. Das meistbesuchte Volksfest von Palkonya ist der “Tag der offenen Keller”, das jedes Jahr am Pfingstsonntag stattfindet. An diesem Tag werden neben der Weinverköstigung sowohl kulturelle Veranstaltungen und Kinderprogramme organisiert, als auch Kutschfahrten und Speckbraten angeboten.
In der Bewegung “Europäisches Kulturdorf” wird Ungarn von Palkonya vertreten. Auf eine niederländische Initiative hin schlossen sich 12 Dörfer aus 12 europäischen Staaten zusammen, um ähnlich der “Europäischen Kulturhauptstadt” die Bewegung “Europäisches Kulturdorf” zu gründen. Die Mitgliedsgemeinden aus Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlanden Österreich, Spanien, Tschechien und Ungarn treffen sich aufgrund eines zehnjährigen Programmplanes jährlich mehrmals. Dieser Plan enthält Begegnungen zwischen den Bevölkerungen, Schüler- und Jugendfreizeiten und jährlich eine Konferenz. 2007 war Palkonya Gastgeber der Veranstaltungen des “Europäischen Kulturdorfes”.